Die Kultursommermacherinnen: Ein Interview

Der Kultursommer geht nun zu Ende. Wie fällt Ihre Bilanz des bisherigen Verlaufs aus?

Meindl: Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Die Veranstaltungen waren allesamt gut verkauft und sind glücklich über die Bühne gegangen. Die Menschen genießen es sichtlich, wieder ins Theater, Kino, Konzert oder in eine Ausstellung gehen zu können. Es gibt so viele schöne Rückmeldungen. Viele sagen, das müsst ihr unbedingt wieder machen. Das vielseitige Angebot, die vielen kleineren Veranstaltungen, das gefällt den Leuten sehr. Ich finde es richtig schön, wenn ich abends Menschen mit Decken unter Arm zum Stiftshof pilgern sehe. Da ist Leben in der Stadt. Und dann freut es mich ganz besonders, dass die Kindervorstellungen alle so gut verkauft waren.

Leider hat ja das Wetter nicht so richtig gut mitgespielt. Welche unvorgesehenen Ereignisse gab es diesbezüglich – etwa abgebrochene Veranstaltungen, ausgefallene Termine etc.? Was hat das für die
Organisation bedeutet?

Meindl: Das Wetter hätte sich wirklich ein bisschen freundlicher zeigen können. Darauf freue ich mich übrigens am meisten. Dass ich nächste Woche morgens aufstehen kann, ohne sofort einen Blick gen Himmel und anschließend auf die Wetter-App zu richten. Abgebrochen wurde bisher keine Veranstaltung. Und verschoben wurden auch nur die Veranstaltungen, die wegen der beteiligten Musikinstrumente nicht möglich waren. Bei „Ins Blaue“ zum Beispiel werden Gedichte und Tanz von einer Harfe begleitet. Das geht nur, wenn es trocken ist. Selbiges gilt für den Chanson-Abend und für das Kammerkonzert. Die Musikinstrumente sind die eigentlichen Diven beim Kultursommer. Die Verschiebung einer Veranstaltung zieht einen Rattenschwanz an Aufgaben nach sich. Welchen Ausweichtermin soll man wählen, wenn tags drauf oder die Woche drauf wieder Regen angesagt ist? Alle Beteiligten müssen informiert werden. Zuschauer*innen, Easy-Ticket, Darsteller*innen, Technik, Reinigung, Einlasspersonal, Gastro usw. Da ist man schon mal einen halben Tag nur mit Kommunikation beschäftigt.

Einige Programmpunkte konnten nicht stattfinden oder mussten verschoben werden. Was ist weswegen ausgefallen. Da wären zum Beispiel „ÜberFaust“, die lyrische Wanderung „Ins Blaue“ oder auch das
Kaspeltheater am vergangenen Sonntag.

Meindl: „ÜberFaust“ und Kasperltheater mussten leider wegen Krankheit ausfallen. Dass wir den „ÜberFaust“ in der Besetzung im Herbst zeigen können, ist ziemlich unwahrscheinlich. Wir werden uns um Ersatz kümmern müssen. Von den Lyrikwanderungen hat noch keine am geplanten Tag stattgefunden. Mal schauen, ob uns Petrus am Sonntag seinen Segen gibt. Ich würde es mir sehr wünschen, weil die Lyrikwanderung ein wirklich schönes Format ist. Viele von den Leuten, die an den ersten beiden Wanderungen teilgenommen haben, sagten, es habe ihnen gutgetan.

Wie war die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern wie Kulturgut, Galli-Theater, cje, Kempf etc.

Meindl: Wenn man etwas zum ersten Mal macht, gibt es keine eingeübten Strukturen, auf die man zurückgreifen kann. Dafür hat die Zusammenarbeit ziemlich gut geklappt. Ich glaube, dass wir uns durch den Kultursommer alle ein bisschen näher gekommen sind. Alle haben ihre Arbeit gut gemacht. Mit den meisten können wir uns eine weitere Zusammenarbeit sehr gut vorstellen. An anderen Stellen hat es auch mal gerumpelt. Aber das gehört dazu. Es menschelt halt überall. Die Zusammenarbeit mit dem Technikteam von Torsten Lang ist ein Gewinn. Die vielen verschiedenen Bühnen mit Licht, Ton und Technikpersonal auszustatten, ist logistisch nicht einfach. Alles hat reibungslos geklappt, das ist von unschätzbaren Wert. Alles, über das man selber nicht nachdenken muss, ist eine echte Entlastung.

Putzmann: Auch die Unterstützung von d&b-Audiotechnik war großartig. Da sind sehr fähige Leute am Werk.

Gab es für Sie besondere Überraschungen in positiver oder auch negativer Hinsicht?

Meindl: Es ist erstaunlich, wie viele ehrenamtliche Helfer*innen sich engagieren. Für den Einlass, Platzordner, Gastro etc. mussten fast 300 Positionen besetzt werden. Viele glauben, dass der Backnanger Kultursommer ein Projekt vom Kulturamt ist. Keine Ahnung, wie die Leute darauf kommen. Der erste Backnanger Kultursommer ist die Frucht unserer langjährigen Arbeit. Wir haben viel Erfahrung in Sachen Festivals und sind gut vernetzt. Ohne dieses Netzwerk hätte es diesen Kultursommer nicht gegeben. Auch nicht ohne unsere Mitarbeiter*innen und Helfer*innen.

Putzmann: Für mich waren manche Gastspiele wie Tango Transit, das Programm der Spinnerei 2 von Norbert Kempf und das Kasperltheater echte Überraschungen. Aber auch das Programm von Annegret Eppler vom Kino Universum und vieles andere mehr. Wenn man immer so vor sich hin arbeitet, verliert man manchmal den Blick dafür, wie viele Menschen mit tollen Ideen und viel Qualität um einen herum auch noch da sind. Es war schön, diese Lebendigkeit zu spüren.

Gibt es etwas, das Sie das nächste Mal anders machen würden?

Meindl: Konzerte nur noch auf überdachten Bühnen! Vier Premieren bzw. Wiederaufnahmen von Stücken innerhalb von vier Wochen, dazu das Tagesgeschäft eines Festivalbetriebs, ist ziemlich viel. Das nächste Mal produzieren wir weniger Stücke, dafür zeigen wir sie öfter.

Putzmann: Es war ein vielseitiges Programm, das auch durch die Coronazeit entstanden ist. Vieles wurde gezeigt, weil es bereits produziert war, aber noch nicht Premiere feiern konnte. Der Urspungsgedanke war ja auch, unser Bandhaus Theater-Programm nach draußen zu verlegen und die Kolleg*innen mit ins Boot zu nehmen. Ein Programm gezielt für ein Freiluft-Festival zu planen wäre nochmal eine andere Herangehensweise, die mich sehr reizt. Ich denke, es können Abläufe noch gezielter so geplant werden, dass es weniger kompliziert für uns wird. Auf einer verhältnismäßig kleinen Bühne ohne Absturzsicherung einen Rollstuhl einzuplanen, würde ich dann eher vermeiden. Das Bürgerbühnenstück „Mirandolina“ war aber eben schon mit Rolli inszeniert. Und Fahrer Ralf Kleinpeter und die ganze Crew haben es wunderbar gelöst.  Ich konnte leider viele Programmpunkte nicht erleben, weil ich an dem jeweiligen Abend bei einer Veranstaltung von uns vor Ort war. Das lässt sich sicher auch besser organisieren. 

Gibt es besondere Anekdoten im Zusammenhang mit dem Kultursommer und Reaktionen von Zuschauern?

Meindl: Mich freut, dass wir so viel Verständnis von den Zuschauer*innen bekommen haben. Gerade wenn Veranstaltungen verschoben werden mussten. Beim Kammerkonzert, das ja wegen dem Wetter im Theater stattgefunden hat, mussten die Leute nachweislich genesen, geimpft oder getestet sein. Ein Pärchen hatte vergessen, sich testen zu lassen und musste wieder gehen. Da tut einem schon das Herz weh. Die beiden haben ihre Karten dann dem Theater gespendet.

Inwieweit war die Stadt Backnang und deren Mitarbeiter beim zweiten Teil ab Juli mit im Boot?

Meindl: An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Bidlingmaier vom Bauhof bedanken. Egal ob es um Stühle, Straßenschilder oder Kunstwerke transportieren gegangen ist. Herr Bidlingmaier war immer ansprechbar, hat sich um alles gekümmert und uns unterstützt.

Putzmann: Die Techniker vom Bürgerhaus haben uns bei ein paar VAs super unterstützt. Danke auch dafür.

Was ist Ihnen noch wichtig, im Zusammenhang mit dem Kultursommer zu sagen?

Meindl: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir das gemeinsam mit allen anderen zusammen geschafft haben. So ein riesiges Festival unter diesen Umständen aus der Taufe zu heben, kostet viel Kraft, ist aber auch Beweis dafür, das Kultur Zusammenhalt schafft. Solidarität ist wichtig. Daran sollten wir auch in Zukunft arbeiten. Das Bandhaus Theater wird das ganz bestimmt tun.