Die Welt liegt an der Murr

Die Idee der Kinobetreiberin Annegret Eppler: Film und Musik in einer Veranstaltung zu verbinden. Erst spielt eine Band, dann wird der Film gezeigt. Das ergibt gleich mehrfach Sinn: Den Filmen kann emotional, thematisch, ausdruckstechnisch schon mal vorgestürmt werden. Die Aufmerksamkeit des Publikums kann schon mal auf Empfang geschaltet werden. Und es bekommt schon mal etwas geboten, so lange es noch zu hell ist, um den Film zu zeigen. Dass und wie das funktioniert, zeigte sich beim Gespann „Frau Hausmann“ und „Supernova“. Hier ging es beidseitig vor allem um Herz und Liebe und große Gefühle – Band und Film erzählen davon, was es heißt, Mensch zu sein.

Fanie Felger (Gesang), Tilmann Layer (Gitarre, Akkordeon, Gesang) und Klaus „Warschi“ Warstat (Gesang, Gitarre) sind zusammen „Frau Hausmann“, die diese Menschlichkeit auch in ihrem polyglotten Musikprogramm ausdrücken. Viel Americana sind im Set der Kombi zu hören, von Tom Waits über Hank Williams bis Lizz Wright. All dies in berührend gut umgerührten, neu arrangierten Bandfassungen. Diese Drei da können allen interpretierten Songs eine eigene Charakteristik geben. Sie können das, weil sie es können. Sie spielen diese Lieder nicht einfach nur nach. Sie demonstrieren, dass all diese Songs auch Erzählungen sind. Sie erzählen sie also regelrecht nach. In ihrem eigenen Stil. Mit ihren Stimmen. Mit ihren Instrumenten. Mit ihrem (persönlichen und musikalischen) Erfahrungshintergrund. 

Das ist die Interpretation der Band von amerikanischem Folk, Rock und Pop. Aber immer, wenn man glauben möchte, dass Alabama jetztad vielleicht endgültig an der Murr liegen könnte, kommen Kompositionen aus anderen Weltregionen daher – die ganze Welt liegt an der Murr. Von der Küste mit einem Seemannslied von Axel Prahl, mexikanisches Liedgut, französische Chansons oder österreichischer Schmäh, mit dem die „siaße Tschick“ besungen wird und die „Letzte Nacht“ von Seiler und Speer. Denn die Erzählungen vom menschlichen Dasein gehen zwangsläufig immer über alle Grenzen hinweg. Sie verschwischen sie. Kunst und Kultur und Musik sind immer Grenzlinienwegradierer, und „Frau Hausmann“ sind es auch. 

Ihr Umgang mit dem Musikmaterial ist herrlich umangestrengt. Die drei Musiker*innen sind von einer Souveränität, die beweist, dass sie auf ihr besagtes Können vertrauen können wie eine Katze auf ihre Fangzähne und Krallen: Jeder Song ist sichere, fette, schmackhafte Beute. Und das Trio wirkt in der Tat entspannt wie eine alte und verspielt wie eine junge Katze. Ihre Instrumente waren am Kino-Abend die Nähnadel, die den Abend mit der Nacht zusammenbanden. So dass man sagen durfte: „Ich habe die Dämmerung mit Frau Hausmann verbracht.“ Von jetzt an eine schöne Erinnerung.

Wie auch der Film „Supernova“: Eine Preview, die direkt in Mark und Bein und Seele ging, ein Film voller Liebe mit Colin Firth und Stanley Tucci. Ein Abend voll Herz und Liebe eben.