Fantasievoll und feinfühlig

Noch einmal (um genau zu sein noch zwei Mal) führte der Weg am letzten Kultursommertag vom Biolandhof Adrion aus „Ins Blaue“. Fantasievoll und feinfühlig hatte Jasmin Meindl den Lyrikspaziergang inszeniert und mehrere Stationen zum Verweilen, Lauschen und Schauen eingerichtet.

Auf die erwartungsvollen Besucher warteten dort der Schauspieler Uwe-Peter Spinner, die Harfenistin Berenike Birth und Tänzerinnen der Ballettschule Rüter, um in verschiedene Epochen deutscher Literatur zu entführen und ihr überaus aufmerksames Publikum mit einem Gewebe aus Musik, Tanz und Dichtkunst zu verwöhnen. 

Man muss nicht zwingend in die heiligen Theaterhallen gehen, um hervorragende Schauspielkunst zu erleben, wie Uwe-Peter Spinner eindrucksvoll bewies. Gerade inmitten der Natur gelang es ihm beispielsweise einen rastlosen Hölderlin zu mimen oder den sommermüden Hermann Hesse darzustellen. Kostüme und andere Requisiten hatte man sparsam, aber sorgfältig ausgewählt, um nicht mehr als anzudeuten: Hier ein Zimmer mit Spiegel mitten im Wald, dort der Fluchtweg für einen kranken Dichter, als der der Schauspieler  – den nahenden Wahnsinn schon im Blick – wunderbare Gedichte auf das intensivste deklamierte, dazu die zarte Harfe und die sanften Tänzerinnen, ebenfalls auch spielend, hier den vielleicht verliebten Dichter narrend, ihn dort musenhaft küssend und immer das Publikum verzaubernd.

Dieses romantische Setting wurde bereichert von Christian Muggenthaler, der mit Sachkenntnis und einer Prise Humor das Gesehene und Gehörte in einen großen Bogen Lyrikgeschichte einordnete, wobei er Schlüsselbegriffe der jeweiligen Epochen anschaulich erhellte und – mit viel Gefühl – einen rationalen Hintergrund anbot. 

So entstand eine Melange aus herzerwärmender Heiterkeit, dem Erleben schlichter Schönheit und reicher Fülle der Natur, und dem Wahrnehmen des (auch gebrochenen) Menschen darin, die das Publikum gebannt zwar, aber auch nachdenklich entließ auf einen Rückweg, den noch einmal die Skulpturen von Fabian Baur säumten – mit Rätseln, deren Lösung man nun etwas nähergekommen war. 

Das große Abenteuer Lyrikwanderung – unter der Regie von Jasmin Meindl fabelhaft konzipiert und anmutig umgesetzt von einem kleinen Künstlerteam – war ein weiteres Mal gelungen.